Vergiftete Beziehungen – die Erfahrungen eines
Dorfes, das von illegalen
Siedlungen umzingelt ist
IWPS Report No 30, April 2003
Sawiya hat eine Bevölkerung von 2.000 und liegt südlich vom Zaatara
Checkpoint, beiderseits der vor zwei Jahren erbauten Strasse von
Jerusalem nach Nablus (Highway 60). Die Häuser befinden sich
hauptsächlich auf der Westseite, während das Ackerland auf der
Ostseite liegt. Auf den Hügeln direkt über den palästinensischen
Feldern, liegt die Siedlung Eli, die sich über mehreren Hügeln
erstreckt. Wenn man herumschaut sieht man, dass die meisten Hügel
von Siedlungen bedeckt sind – als Folge von Sharons Appell in 1998
an militante Siedler der extrem-rechten Tsomet Partei, “Jeder
soll umsiedeln, schnellstens so viele Hügel wie möglich einnehmen um
die Siedlungen zu vergrößern, da alles was wir uns jetzt nehmen in
unserem Besitz bleiben wird……Alles was wir nicht an uns reißen,
werden sie bekommen.”
Die
Bewohner von Sawiya haben zur Zeit Probleme mit einer ihrer
wesentlichen landwirtschaftlichen Wasserzufuhren – eine
unterirdische Quelle, - die illegale Siedler zu annektieren
versuchen. Die neueste Erweiterung zu Eli, eine Gruppe von Wohnwagen
die im Jahr 2000 aufgestellt wurden, liegt just nördlich der
Wasserquelle. Wie ein Bewohner IWPS erzählte: “ Die Siedler
besetzen unsere Quelle.”
Zusätzlich stammt das inadequate Rohrsystem der Wasservorsorgung
noch aus den Zeiten des britischen Mandates. Das Hauptproblem ist,
dass der zu kleine Durchmesser der Rohre nicht ausreichend Wasser
für landwirtliche Zweck transportieren kann – insbesondere nicht
fuer die geplanten Orangenhaine. Die Rohre sind teilweise verrostet,
was zu Wasserverlust führt. Ein viel größeres Problem ist, dass die
Rohre ungeschützt sind, und am 24.April von Siedlern angeschossen
wurden, was noch mehr Wasserverlust verursachte.
Die
Bewohner hatten auch siedlerverursachte Probleme mit ihren
Olivenbäumen, von denen Hunderte in der Nähe von der Quelle liegen.
Es ergeben sich folgende Probleme:
1.
Siedler bringen systematisch Bäume um, indem sie Löcher in die
Stämme bohren und Gift einführen. Seit Oktober 2002 sind mindestens
40 Bäume umgebracht worden.
2.
Ein natürlicher kleiner Teich in der Nähe der Quelle wurde von den
Siedlern “annektiert”, und wird als Schwimmbad verwendet. Neulich
wurde in die Luft geschossen um die Palästinenser zu zwingen die
Gegend zu verlassen.
3.
Siedler haben den Eingang zur Quelle verbaut, so dass die
Palästinenser die Quelle nicht nutzen können.
4.
Siedler üben andauernd Gewalt gegen die Bauern aus: eine Frau, die
wir interviewten, erzählte uns von einem Ereignis während der
letzt jährigen Olivenernte. Sie wurde von zwei männlichen Siedlern
überfallen, die sie in die Brust traten, und sie dabei auf den Boden
stießen. Dann ließen sie ihren Esel laufen der gerade mit
Olivensäcken beladen wurde, und nahmen beides mit, Esel und Oliven.
Die Siedler stahlen die Oliven und die Familie fand den Esel erst
zwei Tage später.
5.
Es ist gefährlich für die Bauern ihr Land zu bestellen, und zur Zeit
erwarten sie Aktivisten der israelischen Gruppe Ta’ayush, die in
großer Anzahl kommen werden, um sie zu begleiten und ihnen zu helfen
das Land zu bebauen.
Wasser und die
landwirtschaftliche Geschichte von Sawiya
Diese natürliche Quelle war während der Zeit des osmanischen
Reiches, des britischen Mandates und bis in die 1990er, die einzige
Wasserversorgungsstelle.
Vor
sechs Jahren wurde das Dorf gezwungen das privatisierte israelische
Mekorot Wasser von der illegalen Siedlung Ariel für den Hausgebrauch
zu kaufen, obwohl eigene Wasserquellen hätten benützt werden können.
Die Wasserrechnung des Dorfes belief sich im letzten Jahr auf
150.000 Shekel, eine Summe die sehr schwer aufgebracht werden kann
wegen der hohen Arbeitslosigkeit. Manche Haushalte haben ihre
eigenen Brunnen, und verwenden einen Teil dieses Wassers für den
täglichen Gebrauch. Die Wasserquelle ist einer dieser Brunnen, da
die Wasserrohre zu einen kleinen Wassertank im Dorf führen. Die
landwirtschaftlichen Güter der Gegend sind Weizen, Oliven, Trauben,
Feigen und Bohnen, und die Bauern möchten zusätzlich Orangenbäume
auf dem nicht vollgenutzten Land pflanzen
Das
Dorf ist vollkommen abhängig von seiner Landwirtschaft. Früher haben
250 Einwohner in Israel gearbeitet, jetzt sind es nur noch drei. Die
Dorfbewohner verwenden das Land auch als Weideland. Manche erzeugen
Joghurt und verkaufen es. Ein Ta’ayush Aktivist pflegte jedes Monat
viele Flaschen Olivenöl dem Dorf abzukaufen und sie weiter zu
verkaufen. Auch das ist jetzt schwieriger geworden.
In
den achtziger Jahren, als die Dorfbewohner noch nach Israel zur
Arbeit fuhren, verdienten sie damit mehr als durch ihre
Landwirtschaft. Daher wurde weniger Land bebaut und wurde der Gefahr
ausgesetzt von den Siedlern konfisziert zu werden.
Jetzt, da die Dorfbewohner das Land wieder mehr nutzen müssen, um
genügend Nahrung für sich selbst zu erzeugen, müssen sie wieder von
der Wasserquelle Gebrauch machen. Sie möchten jetzt neue
Wasserrohre verlegen – aber werden die Siedler dies zulassen?
Text: IWPS: Barbara, Ayesha & Anna, April 2003
Übersetzung: Kay Schwendinger
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