Ein Brief an
Prime
Minister Netanjahu: baut nicht
jüdische Gemeinden über dem Schutt
von Beduinendörfern
30. 1. 2016 - Das
letzte rechtliche Hindernis, das die
unmittelbare Vertreibung der
Beduinen von Um-Al-Hiram
verhindert, wurde am 17. Januar
2016 beseitigt, als Israels Oberstes
Gericht sich weigerte, den Fall noch
einmal anzuhören. Aber
Ministerpräsident Netanjahu hat die
Möglichkeit und Verantwortung, die
Ungerechtigkeit zu stoppen: Nur ein
lauter Aufschrei öffentlicher Sorge
bietet die Möglichkeit, sie in ihrem
Heim zu lassen.
Die israelische
Regierung bereitet sich darauf vor,
die beiden nicht anerkannten
Negev-Beduinendörfer von Um al
HIram und Atir zu zerstören und mit
Gewalt ihre 1200 Bewohner in die
übervölkerte Stadt Hura umzusiedeln.
Die Regierung plant, eine jüdische
Siedlung, Hiran genannt, über dem
Schutt der Hütten ihrer Mitbürger
des Beduinendorfes Um al Hiran zu
bauen. Am 23. August begannen
Bulldozer mit der Arbeit. Ganz in
der Nähe plant die Regierung den
Yatir-Wald zu erweitern, um das
Beduinen-Dorf Atir zu überdecken.
Am 22. November 2015
stimmte die israelische Regierung
zur Errichtung von fünf weiteren
jüdischen Gemeinden im Negev zu.
Bei zweien , die gebaut werden
sollen, bestehen noch zwei
Beduinendörfer. Diese Entscheidung
bedeutet, dass viele Tausend
israelischer Beduinenbürger
gezwungen werden, ihre Hütten zu
verlassen und in die verarmte Stadt
zu ziehen. Die neue jüdische
Gemeinde von Daya wird auf den
Ruinen der nicht anerkannten
Beduinendörfer von Al-Katamat gebaut
werden, das der Heimatort von 1500
Bewohnern ist, während die neue
jüdische Gemeinde von Neve Gurion
ein Teil des Landes von Bir Hadaj
sein wird, einem anerkannten Dorf
mit fast 6000 Bewohnern.
Die Bewohner von Um
al Hiran wären bereit, mit ihren
jüdischen Mitbürgern in einer
integrierten Gemeinde zu leben. Sie
würden glücklich sein, zum Land
ihrer Vorfahren zurückzukehren, wo
sie lebten, bevor sie 1956 an ihren
jetzigen Ort ziehen mussten. Aber
die israelische Regierung bietet
ihnen im Augenblick nur die eine
Lösung an, die sie nicht wünschen:
gewaltsamen Umzug in den Stadtteil,
wo der Bürgermeister selbst sagte,
es gäbe keinen Platz mehr.
Selbst wenn Gewalt
durchs Land zieht, macht die
israelische Regierung mit ihrer
Arbeit weiter und bringt den Tag
näher, an dem diese Dörfer
abgerissen werden und ihre
Beduinen- Bewohner vertrieben
werden, so dass dort Juden leben
können.
Wir rufen die
Regierung auf: Erlaubt der Mehrheit
nicht, auf den Rechten der
Minderheit zu trampeln. Erfüllt das
Versprechen von Israels
Unabhängigkeits-Erklärung: völlige
Gleichheit bei sozialen und
politischen Rechten für alle seine
Einwohner, unabhängig von Religion,
Rasse oder Geschlecht zu
garantieren. Der Negev hat Platz
für alle seine Leute: Juden und
Araber können dort in Frieden und
Ruhe leben und zusammen einen
gedeihenden Negev aufbauen.
Warum sind Negevs
jüdische Bewohner und die Beduinen
verurteilt, in ständigem Konflikt,
Zorn und Misstrauen miteinander zu
leben? Wir drängen die Regierung,
dass sie nach den edelsten Werten
der jüdischen Tradition und nach dem
wiederholten Gebot der Thora leben:
Nichtjuden nicht misshandeln, wie
Juden misshandelt wurden (Exodus
23,9)
Wir rufen die
Regierung Israels auf, die Gemeinden
von Um al-Hiran, Atir, al-Katamar
und alle „ nicht anerkannten“
Beduinendörfer des Negev
anzuerkennen, sich mit ihnen als
gleiche Bürger zusammensetzen und
zusammen eine andere Lösung zu
finden: ein gerechtes und humanes
Israel aufzubauen, ein Modell von
jüdisch-arabischem gegenseitigem
Respekt und Freundlichkeit, das das
Bild Gottes in all seinen
Mitbürgern erkennt.
(Schreibe Deinen
Namen auf die rechte Seite und
sende den obigen Brief mit Deinen
Kommentaren an Ministerpräsident
Netanjahu und Präsident Reuven
Revlin).
Hintergrund -
Die Bewohner des
Negev-Beduinendorfes Um al-Hiram und
Atir, Mitglieder des
Abu-Elkian-Beduinenstammes stehen
vor ihrer dritten Vertreibung durch
die israelische Regierung seit der
Gründung des Staates Israel. Die
Regierung vertrieb sie 1956 vom Land
ihrer Vorfahren an die jetzigen
Örtlichkeiten. Hier wurde ihnen
versprochen, ein neues Leben für
sich zu beginnen. Indem sie auf
trockenem Land sich geradeso
durchschlugen, bauten sie Dörfer und
waren von der Regierung aus mit
Pflanzen beschäftigt und den
Yatir-Wald zu pflegen, der jetzt
Atir zu verschlingen droht.
Die Regierung hat sie
nie mit Wasser, Strom, Straßen,
Kliniken und Schulen versorgt; denn
sie sind zwei der 35 „nicht
anerkannten“ Beduinendörfer. Sie
haben es irgendwie geschafft, ohne
dies auszukommen. Aber jetzt haben
sie eine einfachen Wunsch:
„vertreibt uns nicht noch einmal“.
Sie sind besonders gegen den Umzug
nach Hura, einem der extra für die
Beduinen gebauten Stadtteile. In
Hura zu leben, bedeutet, die
jetzige Art und Weise zu leben
aufzugeben. Der Bürgermeister von
Hura, einer der zur Regierung sehr
freundlich gesinnten Bürgermeister,
hat gesagt, dass der Stadtteil
einfach keinen Platz für alle
zusätzlichen Leute hat, die die
Regierung dort unterbringen will.
Stämme zu zwingen, so eng zusammen
zu leben und ihr soziales Gefüge zu
zerstören, führt zu Verbrechen und
Konflikten wie die hohe Mordrate in
Hura zeigt.
Der
Landwirtschaftsminister Uri Ariel
hat seine Absicht klar gemacht, den
Begin-Prawer-Plan zu beleben, der
zur Zerstörung von Dutzenden „nicht-anerkannter
Negev-BeduinenDörfer führen würde,
und Zehntausende Beduinen aus ihren
Hütten in Stadtteile zwingt und
ihnen den größten Teil ihres
verbliebenen Landes raubt. Israel
hat die meisten von Galiläas
„nichtanerkannten Dörfer anerkannt
um zu prüfen, dass wo ein Wille,
auch ein Weg ist. Die nördlichen
Beduinen identifizieren sich mit dem
Staat, während die Negev-Beduinen
voller Ärger und Wut sind.
Die Voraussetzung des
Begin-Prawer-Entwurfes ist, dass die
Negev-Beduinen keine legitimen
Landansprüche haben. Weil die
Ottomanen, die Britten und die
vorstaatliche zionistische Bewegung
das Land der Beduinen als ihren
Besitz anerkannten, tut dies Israel
heute nicht. Die Tatsache ist, dass
der größte Teil des Negevs nicht
bewohnt ist und viel mehr Juden
dort leben könnten, ohne dass
Beduinen vertrieben oder enteignet
werden. Wenn alle besonderen
beduinischen Ansprüche anerkannt
und geachtet würden, würden sie nur
5,4% des Negev ausmachen. Am ersten
Tag, als Bulldozer in ihr Land
einbrachen, zeigten Dorfbewohner
außer sich auf die umgebende leere,
unermessliche Weite und fragten: „
Warum bei uns?“ (dt. E. Rohlfs)
http://actionwork.org/letters/prime-minister-netanjahu-dont-built-Jewish
Communities-on-the-rubble-
|