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Texte von Arn Strohmeyer

artnerschaft zwischen Südafrika und Israel
Brief an den  Dr. Nils Minkmar - SZ
Antwort auf Aleida Assmanns Versuch - Judenhass
Habeck - Apostel der doppelten Moral
Die israelische Tragödie
Tamar Amar-Dahl - "Siegeszug des Neozionismus"
Weltbild von Mathias Döpfner
Gerechtigkeit für Roger Waters!
Israel-Politik radikal überdenken
Andenken an Toten des Holocaust missbraucht
Omri Boehm ein antisemitisches Buch?
Zionistenschreiben vor, wie an Holocaust zu erinnern.
Tragödie des Zionismus
Palästinenser dürfen in Erinnerungspolitik nicht vorkommen
Genozid wäre besser gewesen
Deutsche Erinnerungspolitik ohne Palästinenser
Plädoyer Ungleichheit der Menschen
Deutschland eine Bananenrepublik?
Situation derPalaestinenser unter zionistischer Besatzung
Ist Banksy ein Antisemit?
Israel ein Apartheidstaat wie Südafrika?
Streit um die Kasseler Documenta
Rezension - Abraham Melzer-  Ich bin (k)ein Antisemit!
Afghanische Sanndalentraeger besiegten USA
Gemeinsame Werte mit einem Apartheidstaat?
Der Welt droht ein neuer Kalter Krieg
Die Antideutschen
Chefs des Springer-Konzerns Mathias Döpfner
„Apeirogon“ des irischen Autors Colum McCann
Lapid - Imagpflege, neue Einsichten?
„1984“ - israelische Cyber-Software“
BDS -  Hoffnung der Palästinenser“
Das Ende einer Illusion
Kampf gegen Windmühlenflügel
Die grüne Kanzlerkandidatin
Palästina in israelischen Schulbüchern
Die Nakba soll zu Ende gebracht werden
Westliche Propaganda - Aufteilung der Welt in Gut+ Böse
Die Jerusalemer Erklärung - Antwort auf die IHRA
Werder Bremen übernimmt die IHRA-Definition
Joseph Melzer - Ich habe neun Leben gelebt.
Holocaustgedenktag 2021
Inhalt der BDS-Resolution nicht erwähnen
Bücher - Positionen zum israelbezogenen Antisemitismus
Kariere von Sawsan Chebli
Martialisches Erinnern
Das zynische Angebot
Omri Boehms - liberaler und humaner Zionismus!
Omri Bohm - Israel - eine Utopie
Darstellung des Zionismus  für Israels Politik Problem
Zionismus untergräbt Werte des Judentums
Gaza ist Überall!
Israel und das Apartheid-Südafrika
Fall Achille Mbembe kein Einzelfall
Eine deutsche Debatte im Jahr 2020
Achille Mbembe - Eigentor von Felix Klein
Was trägt Israel  zum Judenhass bei?
Antideutsche - Antisemitismus und Nahostkonflikt
Nirit Sommerfeld - Stimme des anderen Israel
Symbol für den Freiheitskampf
Krieg gegen das palästinensische Volk
Treueschwüre für einen Besatzerstaat
Zur Kriegsgefahr im Nahen Osten
Der  ideologische Blick auf Israels Geschichte
Kein Friedensstern über Bethlehem
G. Hanloser - Abgesang auf die Antideutschen
Bundesregierung will Hisbollah verbieten
Jürgen Todenhöfer - Die große Heuchelei
Spiegel - zu Israel-kritischer Positionen kein Wort
Gegenwärtige Hexenjagd auf „Antisemiten“
Hungert sie aus!
Das Beispiel Dr. Dr. Marcus Ermler
Hans-Jürgen Abromeit sagt die Wahrheit
Israel zieht belastende Dokumente aus dem Verkehr
Definiert Israels Regierung was Antisemitismus ist
Der Kushner-Plan -Totgeburt
Israels Politik -  zynisch, autoritär und reaktionär
Bremen verweigert Kritik an Israel
Wahlen ohne Opposition und Alternative…
Man unterscheidet zwischen "guten" und "bösen" Juden
BDS-Aktivisten auf „Krawall“ reduziert
Israel Siedlungen auf dem Mond?
Die Mauer als Symbol des Scheiterns
Wider den Mainstream
Triumph des moralischen Nihilismus
Mythos - Vertreibung der Juden aus arabischen Ländern
Frieden auf Erden“ –  nicht in Palästina
Zensur der evangelischen Kirche
Lehrer nach Yad Vashem
Evangelische Kirche und Israels Unrechtspolitik
Hysterie bis zur Paranoia
Klassischer Fall von Geschichtsfälschung
Bremer Innensenator Mäurer hat Recht
Die „Israelisierung der Welt“
Trumps "Deal" Verrat an Palästina
Wikipedia ist der Manipulation überführt
Klassischer Fall von Geschichtsfälschung
Juden und Muslime in Auschwitz
Israels Sanktionen - Iran
Zum Tod von Felicia Langer
„WerteInitiative“  - Schlag gegen Bettina Marx
Stopp gegen Antisemitismus-Hysterie
Palästina - Realität wird zum Tabu
Tom Segevs Ben Gurion-Biographie
Deutschland, Israel + der Antisemitismus:
Präsident Abbas‘ missverständliche Rede
Unterstützung Arbeit Antisemitismus-Beauftragten
Die inszenierte Hysterie
Entstehung Israels als Heldenepos
70 Jahre Israel – 70 Jahre Siedlerkolonialismus
Skandalöse Geschichtsklitterung
Heiko Maas  in Israel
Was für ein Staat!
Heiko Maas - Kniefall nach Israel
Meinungsfreiheit für Palästinenser in Bremen
Rolf Verleger - Hundert Jahre Heimat_Land
Israel hat den Frieden nie gewollt.
Weihnachten 2017
Gefängnisstrafen und Sippenhaft
Nimmt der Antisemitismus zu?
Stramm hinter Trump
Hermann Kuhn demonstriert  Nichtwissen
Deutsche Kampfflieger über Israel
„Sie weichen den wirklichen Problemen aus“
Rezension - Abraham Melzer: Die Antisemiten-Macher
Rezension - Abraham Melzer: Mit Feuer und Blut
Die kopernikanische Wende
Martin Schulz Kotau vor der Israel-Lobby
„1984“ auf israelisch
Rückfall in die Vormoderne
Michael Wolffsohn hat sich disqualifiziert
Rezension - M. Peled - Der Sohn des Generals
Analysen des antizionistischen Isaac Deutscher
Film - Der Hass auf Juden in Europa
14. Dokumenta - Ahlam Shibli
Michael Lüders Buch „Die den Sturm ernten“
Jenseits aller Wirklichkeit
„Im Gefängnis, weil  Palästinenser“
Das Lehrbeispiel BDS
DIG Aufruf gegen Kritiker
Broder - BDS + die Endlösung
Zwischen „Lügen- “ und „Lückenpresse“
Frieden auf Erden... nicht im Heiligen Land
Ist Deutschland eine Bananenrepublik?
Hat Jakob Augstein der Mut verlassen?
Israel-Berichterstattung - doppelte Standards
Propaganda-Lügen gegen den Frieden
Antisemitismus – „Missverständnis der Geschichte“?
Wann ist Kritik an Israels antisemitisch
Die Lobby schlägt zu
Geheimsache Heron TP
Claude Lanzmann -  Palästina-Konflikt
Die Israel-Lobby und die HAWK
Ein Humanist?
„Die Hamas ist an allem schuld“
Ein Krieger und Verächter des Völkerrechts
Proteste und Demonstrationen nicht Antisemitisch
Der Streit um Israels „Existenzrecht“
„Journalismus“ á la Benjamin Weinthal
„Methodisch betriebener Wahnsinn“
Dank an Benjamin Weinthal
Albert Einstein muß als Zeuge herhalten
Wenn Weinthal wieder einmal zuschlägt ...
Rezension von  Kurt O. Wyss
Noch mehr Israel-Kritiker geschafft
Interview mit Abdallah Frangi
Benjamin Weinthal verhindert Vortrag Arn Strohmeyer
„Lügenpresse“ oder kritikloser Philosemitismus?
Ein Weihnachtswunsch
Abraham Melzers Buch „Israel vor Gericht“
Rezension - Petra Wild: Die Krise des Zionismus
Gipfel der Absurdität
Daniel Killy diffamierte seinen früheren Arbeitgeber
Rezension - Die Hölle von Gaza - Spiewak
Rote Karte für Israel!
Der Antisemitismus-Vorwurf als Rufmord
Ist Israel ein verrückter Staat?
„Oslo war ein Kapitulationsabkommen“
Rezension - Ilan Pappe -  „Die Idee Israel"
Wenn eine Jüdin den Zionismus kritisiert...
Leseprobe 3 - Antisemitismus – Philosemitismus
Leseprobe 2 - Antisemitismus – Philosemitismus
Leseprobe 1 - Antisemitismus – Philosemitismus
Inhalt - Antisemitismus – Philosemitismus
Buch - Antisemitismus – Philosemitismus
Kontrolle über Israels Atomwaffen?
Rezension - Sven Severin: Shalom ist nicht Frieden.
Werte der USA und Europas Doppelmoral
Antwort auf Uri Avnerys Artikel Die wirkliche Nakba
Rezension - Israel – Im permanenten Kriegszustand
Zwischen Doppelmoral und Lebenslügen
Die Herren über Leben und Tod
Dauerbrenner Antisemitismus
Weglassen, vertuschen und manipulieren
Napoleoni - Die Rückkehr des Kalifats.
Presseboykott gegen  Nakba-Ausstellung Bremen?
Der Streit um die historische Wahrheit
Am besten das Völkerrecht abschaffen.
Anschläge Paris - Stunde der Heuchler
Die Legenden von den vertriebenen Juden
Linkspartei und die Verletzer der Völkerrechte
Für Israel Frieden unmöglich.
Zionismus vor seinem historischen Ende?
Antisemitismus-Gefahr als politische Waffe
Eine genau kalkulierte Kampagne
„Ein Massaker schlimmsten Ausmaßes!“
Dieter Graumann und die westlichen Werte
Willkommener Anlass
Die EU als zahnloser Papiertiger
Antisemiten überall
Uri Avnery relativiert die Nakba
H. Baumgarten - Kampf um Palästina
Ein bedeutender Schritt zur Versöhnung
Bremer Evangelische Kirche -  Frieden Nah Ost
„Warum provoziert Ihr Israel immer so?“
Interview mit  Reuven Moskowitz
Israels große Propagandainszenierung
Unkritische Unterstützung Israels.
Tumulte in der Knesset
Rezension - Israel kontrovers
Ariel Sharons brutale Gewaltpolitik
Neuerscheinung Ilan Pappes Buch?
Ilan Pappe - „Eethnische Säuberung Palästinas
Schweigen der Christen im Nahen Osten
Feldmans Film „The Lab“
Mythos - Vertreibung der Juden
Rezension - Viktoria Waltz -  „Monopoly“
Shlomo Sand - Ich steige aus.
Palästinenser Testpersonen für Rüstungsindustrie
Israel steht unter Verdacht
Rezension - Buch Ekkehart Drost
3. Israelkongress in Berlin
Die Angst vor der Wahrheit
Was kommt nach dem Zionismus?
Führt Obama Israels Krieg?
Haben nur Palästinenser „Blut an den Händen“?
Ein Bantustan-Staat für die Palästinenser?
Zionismus + arabischer Antisemitismus
Ethnische Säuberungen
Juden unerwünscht?
Wenn Israel fällt, fällt auch der Westen!“
Nachruf auf Stéphane Hessel
Streit um Augsteins „Antisemitismus“ geht weiter
Zerstört Israel sich selbst?
Broders taktischer Rückzieher
Solidarität mit Jakob Augstein!
Sollen Patriot-Raketen Israel schützen?
Von der Macht der Denunzianten
Rezension Rudolph Bauer - Wer rettet Israel
Netanjau in Berlin zum völlig falschen Zeitpunkt
Mit der UNO auf Kriegsfuß
Generalangriff auf die Mythen des Zionismus
Gaza - Schweigen die Waffen?
"Sicht der Armee  kein ethisches Problem“
Erwiderung auf Charlotte Knobloch
Atmosphäre der Angst
Keine Chance für die Vernunft?
These vom Mord an Arafat
„Hier wird Israel pauschal diffamiert“
D. Barenboim:„Nur ein Psychiater kann  helfen!“
In Nibelungentreue an Israels Seite?
Merkels abenteuerlicher Kriegskurs
Der Dichter, Israel und die Denkverbote
Genug der Heuchelei! - Günther Grass
Auf Mythen keinen Frieden aufbauen
Brief an Ralph Giordano
Ilan Pappe -  Wissenschaft als Herrschaftsdienst
Nazi-Analogien in Israel
Interview mit Abdallah Frangi
Abdallah Frangi - Der Gesandte
Israeltag 2011 - Bremer Schulen
Ein Akt historischer Gerechtigkeit
Israel-Propaganda an deutschen Schulen ?
„Boykott ist eine absolute Notwendigkeit“
Rezension - Finkelstein „Israels Invasion in Gaza“
Die Partei „Die Linke“ + das Existenzrechts Israels
„Wir wollen die ganze Region befreien“
Ergänzung - Brief Bürgermeister Jens Böhrnsen
Offener Brief - Bürgermeister Jens Böhrnsen
Helmut Schmidt + R. von Weizsäcker Antisemiten?
Sind Boykottaktionen antisemitisch?
Boykott gegen Früchte aus Israel
Stéphane Hessel - Empört Euch!
Todenhöfer - Warum tötest Du, Zaid?
Arabische Aufstände düpieren den Westen + Israel
Verzweifeln an Israel
In der Falle der Stammesideologie
Wer glaubt an Friedensbotschaften
Kotau vor Merkels Nahost-Politik
Wie man Antisemiten produziert
Im Gleichschritt mit Israel?
Was ist Antisemitismus
Gibt es  "neuen" Antisemitismus? - Klug Brian
Was sind "jüdische Gene"? - Thilo Sarrazin
Zionistischer Angriff auf Wikipedia
Moshe Zimmermann: Angst vor Frieden
Verwirrung der Begriffe?
Offener Brief  Weser-Kurier-Artikel - 16. 06. 2010
Iris Hefets gewann Prozess gegen Lala Süsskind
Mordaktion nach Piratenmanier
Israel will keinen Frieden
Solidarität mit Iris Hefets!
Sieg der Spermien und Gebärmütter
Hajo Meyer - Radikale Kritik am Zionismus
Interview mit Norman G. Finkelstein
Gespräch mit Yehuda Shaul
Interview mit Yahav Zohar
Broder - Aufklärung + Untergang
„Israel streut der Welt Sand in die Augen“
„Hitler besiegen“
Interview mit Moshe Zuckermann
Bethlehem 2008
Volk ohne Hoffnung
Brief Präsidium J. G. Bremen
Interview Felicia Langer

 

TRANSLATE  
 

Wenn Propaganda-Lügen dem Frieden im Wege stehen
Der israelische Historiker Ilan Pappe hinterfragt in seinem neuen Buch die wichtigsten Mythen der israelischen Politik

Arn Strohmeyer


 

In Deutschland nimmt die inquisitorische Jagd der Israel-Lobby auf vermeintliche „Antisemiten“ immer drastischere, brutalere, aber auch kuriosere Formen an. Veranstaltungen wie Vorträge, Lesungen, Seminare und Ausstellungen (sogar Konzerte wie kürzlich in München) werden auf den Index gesetzt, und es wird mit allen erdenklichen diffamierenden, verleumderischen und denunzierenden Mitteln versucht, solche events – unter dem Vorwand sie seien „antisemitisch“, zu verhindern. Dass solche Methoden totalitär sind und die hohen demokratischen Güter der Meinungs-, Informations- und Wissenschaftsfreiheit sowie der Menschenrechte und des Völkerrechts nur mit völliger Verachtung strafen, schert diese Leute nicht im geringsten. Diese Art von Gesinnungsjagd hat das einzige Ziel, jeden Diskurs über Israels verbrecherische Politik gegenüber den Palästinensern zu verhindern und ist längst zu einer eigenständigen fanatischen Ideologie geworden, die den Antisemitismus, der ja eigentlich bekämpft werden soll, eher fördert als ihn aktiv anzugehen.

Aber Gottseidank gibt es immer noch couragierte Verleger und Autoren, die keine Angst vor dieser selbsternannten Zensurpolizei haben und im besten Sinne aufklärerische Bücher publizieren, die sich mutig und tabulos mit der israelischen politischen Realität auseinandersetzen. So ist es dem noch jungen Cosmics-Verlag mit ihrem Mentor Abrahan Melzer zu danken, dass er das neueste Buch des israelischen Historikers Ilan Pappe herausgebracht hat, das den fast harmlosen Titel trägt „Was ist los mit Israel? Die zehn Hauptmythen des Zionismus“. Aber hinter dieser Zeile verbirgt sich politisch-intellektueller Sprengstoff allergrößten Ausmaßes.

Ilan Pappe ist durch sein inzwischen zum Standardwerk gewordenen Buch „Die ethnische Säuberung Palästinas“ einem großen Publikum bekannt geworden. In diesem Text legte er schonungslos die Vertreibungspolitik der zionistischen Führung und später (nach der Staatsgründung im Mai 1948) der israelischen Regierung bloß, die er ein „Verbrechen gegen die Menschheit“ nennt – ein Kapitel, das bis heute in Israel vollständig tabuisiert ist. Pappe musste einen hohen Preis für seinen wissenschaftlichen Mut zahlen. Nach beispiellosen Mobbing-Attacken auf ihn verließ er Israel und forscht und lehrt heute über den Nahen Osten an der Universität von Exeter (England).

Dass Pappe sich kritisch mit den Mythen der israelischen Geschichte und Politik auseinandersetzt, hat seinen guten Grund und auch in Israel eine Tradition. Denn erstens wird wohl in keinem anderen Staat so intensiv Politik mit Mythen gemacht wie dort, die dann zumeist nur eine andere Form der staatlichen Propaganda (Hasbara) sind. Das fängt bei dem Anspruch auf das Land an, der aus biblischen Erklärungen abgleitet wird, die aber keinerlei historische Aussagekraft haben. Das ganze zionistische Geschichtsbild ist aus Mythen zusammengesetzt – der Vertreibung nach der Eroberung Jerusalems durch die Römer 70 n. u. Z., dem Exil und der Rückkehr in die „alte Heimat“. All das sind Behauptungen, die ironischer Weise gerade von israelischen Historikern und Archäologen längst widerlegt worden sind.

Die Mythen, die die israelischen Ideologen kreiert haben, sollen vor allem Argumente und Rechtfertigungen für Israels politisches Vorgehen schaffen, halten aber in den wenigsten Fällen einem kritischen Hinterfragen stand. Dennoch hält das offizielle Israel an ihnen fest. Der Zionistenführer und spätere erste Ministerpräsident des Landes, Ben Gurion, ging so weit zu behaupten, dass ein starker Glaube an den Mythos ihn in Wahrheit und Realität verwandelt, zumindest so gut wie. Was ja heißt, der Mythos ist an sich etwas Fiktives, eine nicht objektive menschliche Wahrheit, die aber durch menschliches Zutun und Fantasie zur Wahrheit und Realität werden kann.

Einer der ersten israelischen Historiker und Publizisten, die sich daran machten, die Mythen des Zionismus zu entmythologisieren, war der Historiker, Publizist und Politiker Simcha Flapan (1911 – 1981). In seinem Buch „Die Geburt Israels. Mythos und Wirklichkeit“ (deutsch 2006) wartete er mit einer Fülle von historischen und politischen Enthüllungen auf, die Israels Geschichte und Gegenwart in einem völlig neuen Licht erscheinen ließen, indem er die offizielle zionistische Geschichtsschreibung in großen Teilen als propagandistische Mythen entlarvte.

Er tat das aber nicht um der Sensation willen, sondern er verfolgte eine klare Absicht: „Mein Buch soll dazu dienen, propagandistische Denkstrukturen aufzulösen, die so lange verhindert haben, dass in meinem Land die Kräfte des Friedens an Boden gewinnen konnten. Die Aufgabe, die den Intellektuellen und den Freunden beider Völker [der Israelis und der Palästinenser] zufällt, besteht nicht darin, ad-hoc-Lösungen anzubieten, sondern die Ursachen des Konflikts in das Licht einer aufklärenden Analyse zu tauchen, in der Hoffnung, dass man es auf diese Weise schafft, die Verzerrungen und Lügen, die mittlerweile zu sakrosankten Mythen geronnen sind, aus der Welt zu schaffen.“

In dieser aufklärerischen Tradition steht auch Ilan Pappe. Er definiert das Problem zunächst ganz allgemein: Eine durch Manipulation verfälschte Sicht der Geschichte, die dann auch noch die Gegenwart entstellt, verhindert das Verständnis eines Konflikts und versperrt so den Weg zu einem dauerhaften Frieden und kann nicht zu einer bleibenden Lösung beitragen. Das ist Pappes  Credo, und auf den Konflikt in Israel/Palästina übertragen heißt das für ihn: „Der schlimmste Mythos um Israel  und Palästina ist die Behauptung, er sei ein Konflikt zwischen zwei Nationalbewegungen. Das ist nicht der Fall – es handelt sich um den Zusammenstoß zwischen einem siedlerkolonialistischen Projekt und einer antikolonialistischen Bewegung. Siedlerkolonialistische Projekte sind neben anderen Logiken von einer Logik der Entmenschlichung motiviert.“

Pappe beschreibt die zwei hauptsächlichen Charakterzüge des Siedlerkolonialismus so: „Diese neuen Nationen [er meint hier neben Israel die auch durch Siedler zustande gekommenen Staaten USA, Australien, Südafrika und diejenigen in Mittel- und Südamerika] konnten nur geschaffen werden, wenn die Siedler sich an zwei Maximen halten: die Logik der Eliminierung (die Beiseiteschaffung der indigenen Bevölkerung mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln, einschließlich Völkermord) und die Maxime der Dehumanisierung (die Betrachtung der Nicht-Europäer als minderwertig und daher als Menschen, die nicht dieselben Rechte verdienen wie die Siedler).“

Für diese von Israel angewendete Logik der Entmenschlichung bietet Pappe eine überwältigende Fülle an Fakten und Belegen oder eine neue Sicht auf schon bekannte Zusammenhänge, sodass sich gerade der deutsche Leser fragen muss: Warum erfahren wir so etwas nicht durch unsere Medien? Pappe gibt eine Antwort: „Die Tatsache, dass die israelische und zionistische Version der Geschichte des umstrittenen Landes in Deutschland weitgehend akzeptiert wird, basiert auf einer ganzen Ansammlung von Mythen, die alle darin münden, das moralische Recht und das ethische Verhalten der Palästinenser ins Zwielicht zu rücken, was allerdings jede Chance auf einen zukünftigen gerechten Frieden enorm verringert. Dass dies funktioniert, liegt daran, dass diese Mythen von den Mainstream-Medien und politischen Eliten in Deutschland – wie im Westen überhaupt – als die Wahrheit akzeptiert werden.“

Pappe untersucht kritisch zehn Mythen, auf denen Israels Siedlungsprojekt und seine gegenwärtige Politik beruhen und ihm eine Scheinlegitimation verleihen. „Denn ein Staat, der auf der Unterdrückung eines anderen Volkes gründet, wird immer in Frage gestellt werden.“ Dass dieses Projekt dennoch mit Gewalt aufrechterhalten wird, ist nur mit einem ungeheuren Zynismus möglich, den Pappe immer wieder der israelischen politischen  und militärischen Elite bescheinigt. Ein Beispiel: Der Umgang mit der Hamas im Gaza-Streifen. Auch in Deutschland wird diese dort herrschende Organisation nach israelischem Vorbild so dämonisiert, als sei sie die Verkörperung des Leibhaftigen. Pappe entdämonisiert die Hamas und zeigt auf, dass sie wie andere Bewegungen des politischen Islam eine komplexe örtliche Reaktion auf die harten Realitäten wie die fortgesetzte brutale Besatzung und die totale Blockade des Streifens ist, aber auch eine Antwort auf die von den säkularen und sozialistischen Kräften in der Vergangenheit verursachten politischen Sackgassen.

Pappe beschreibt, wie Israel die weltlichen und sozialistischen Bewegungen in der palästinensischen Gesellschaft systematisch einzudämmen, ja zu eliminieren versucht hat und die Hamas gleichzeitig ganz bewusst und gezielt zu einer bedeutenden Kraft vor Ort machte, den Aufbau einer islamischen ideologischen Infrastruktur im Gazastreifen ermutigte und förderte, um gegen die säkulare Dominanz der Fatah (als stärkster Gruppe innerhalb der PLO) ein Gegengewicht zu schaffen. Die Hamas ist heute so tief in der Bevölkerung verankert, weil ihr authentisches Bemühen anerkannt wird, das Leiden der einfachen Menschen zu lindern, indem sie für Bildung, ein Gesundheitssystem und Sozialleistungen sorgt. Außerdem ist sie die einzige palästinensische Kraft, die es wagt, sich einer Besatzung entgegenzustellen, die der renommierte amerikanische Autor Michael Chabon „die schlimmste Ungerechtigkeit nennt, die ich je gesehen habe.“

Pappe zitiert einen UNO-Bericht, der die Elendssituation schildert, die Israel im Gaza-Streifen geschaffen hat: „Die israelischen Militäroperationen in den letzten sechs Jahren und acht Jahre wirtschaftliche Blockade haben die bereits verkrüppelte Infrastruktur des Gaza-Streifens verwüstet, seine Produktionsbasis zerstört, keine Zeit für sinnvollen Wiederaufbau oder ökonomische Erholung gelassen und die palästinensische Bevölkerung dort zu Bettlern gemacht, deren wirtschaftliche Situation heute schlechter ist als noch vor zwanzig Jahren.“ Pappe scheut sich nicht, das, was die israelische Armee seit 2006 im Gaza-Streifen tut, „schleichenden Völkermord“ zu nennen.

Blanken Zynismus sieht Pappe auch hinter dem israelischen Argument, der Abzug des israelischen Militärs und der Siedler aus dem Gazastreifen 2006 sei eine „Geste der israelischen Friedensbereitschaft“ gewesen. Denn Israel hatte den Gaza-Streifen schon in den 90er Jahren mit einem Stacheldrahtzaun von der Außenwelt abgeschottet, der die jüdischen Siedler aber mit einschloss. Sie wurden nun, als Israel sich entschloss, den Streifen strategisch von außen zu kontrollieren, zum Hindernis. Der damalige Ministerpräsident Ariel Sharon stellte zudem an die USA Bedingungen für einen Abzug aus Gaza, die die Regierung von George W. Bush ihm erfüllen sollte: weitgehende Annexion des Westjordanlandes – abgesichert durch den Bau der Mauer, kein Rückkehrrecht für die palästinensischen Flüchtlinge und Unterlassung jeglichen Drucks der USA in Sachen „Friedensprozess“. Bush billigte alle diese Punkte.

Fazit der Lektüre dieses Buches: Man glaubt, einiges über den Zynismus des israelischen Vorgehens gegen die Palästinenser zu wissen, aber der israelische Insider Ilan Pappe belehrt einen eines Besseren: Die Realität ist noch viel schlimmer als die Kenntnis aus der Ferne. Aus der Sicht der Israel-Anhänger ist dieses Buch sicher eine „Ausgeburt des Antisemitismus“. Aber können Fakten antisemitisch sein? Das ist genau das Paradox, mit dem die Israel-Verteidiger vor einem für sie unlösbaren Problem stehen. Und deshalb müssen sie sich, weil sie keine auf Fakten gestützten Argumente haben, in Unterstellungen, Diffamierungen und Denunziationen flüchten.

Pappe weist auf dieses Paradox hin: Der Zionismus präsentierte sich ursprünglich (durch die Sammlung der Juden in einem Land) als die simpelste Lösung für das Problem des Antisemitismus, doch ironischer Weise wurde er dann (durch die brutale siedlerkolonialistische Politik Israels gegenüber den Palästinensern) zum bedeutendsten Grund für sein Fortbestehen. Er schreibt: „Die Palästinenser sollen all ihre Hoffnungen auf Rückkehr, gleiche Rechte für sie in Israel, einen gleichberechtigten Zugang zu Jerusalem und ein Recht auf ein normales Leben in ihrem Heimatland aufgeben. Jede Kritik an diesem Mythos wird als Antisemitismus gebrandmarkt. Aber tatsächlich sind die israelische Politik und Mythologie der Hauptgrund dafür, dass der Antisemitismus immer noch virulent ist.“ Und der Antisemitismus bleibt virulent, so Pappe weiter, weil Israel behauptet, es betreibe seine Politik im Namen des Judentums, was dann leicht dazu führt, den zionistischen Siedlerkolonialismus und Judentum gleichzusetzen. Was belegt, wie wichtig es ist, beide Begriffe und Sachverhalte fein säuberlich zu trennen.

In einer Zeit, in der beim Aussprechen des Wortes „Palästinenser“ bei den Israel-Anhängern schon die „Antisemitismus“-Hysterie ausbricht, tut Aufklärung not. Die Deutschen haben auf Grund ihrer furchtbaren Geschichte ein Wahrnehmungsproblem gegenüber allem, was Israel betrifft. Die Lektüre von Pappes Buch öffnet die Augen dafür, dass unser Israel-Bild mehr eine aus deutscher Schuld geborene Projektion von Wünschen und Idealen ist, die aber mit der Realität nicht viel zu tun hat. Mit dieser Illusion räumt Pappe gründlich auf.

12.11.2016

 

Ilan Pappe: Was ist los mit Israel? Die zehn Hauptmythen des Zionismus, Cosmics-Verlag Neu-Isenburg 2016. ISBN 978-3-9817922-6-3, 14.95 Euro

 

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